Traumhafte Kindheit
von Millet, Catherine
Catherine Millet gilt in Frankreich als eine der wichtigsten Kunstkritikerinnen, ihre Fachbu¿cher und Essays sind maßgebliche Beiträge zur Kulturgeschichte. Weltweit in Erstaunen versetzte sie Kritiker und Leser aber mit ihren Bestsellern »Das sexuelle Leben der Catherine M.« und »Eifersucht«, beides autobiografische Schilderungen ihrer intimen Erfahrungen. Traumhafte Kindheit schließt an diese beiden Werke an, Catherine Millet rekapituliert mit äußerster Präzision die Entwicklung ihrer Wahrnehmung, ihrer Gefu¿hle und ihres Bewusstseins und spiegelt so anhand scharf beobachteter und packend erzählter Episoden, wie sich ihre Persönlichkeit bildete. Offen und frei spricht sie von der Einsamkeit, den diffusen Schuld- und Schamgefu¿hlen, den Ängsten eines jungen Menschen, der seine eigene Familie als »Glutofen der Hölle« empfindet und sich nicht anders zu helfen weiß, als auf dem Schulhof das alltägliche Elend der Eltern in ausgeschmu¿ckten Schilderungen noch einmal zuzuspitzen, um den gesellschaftlichen Makel in Stoff fu¿r exklusive Geschichten zu verkehren. Mit der zärtlichen Stimme einer sensiblen Seherin und einer humorvollen und zugleich dem Ziel einer beobachtenden Objektivität folgenden Darstellung sozialer Abgru¿nde eröffnet Catherine Millet dem Leser Einblicke in die Rätsel der Seele und zitiert wie nebenbei eine Fu¿lle zeitgeschichtlicher Impressionen. Fotografisch genau erinnerte Details fu¿gen sich zu einem Milieu- und Epochenbild, das die Autorin mit hohem Unterhaltungswert zu zeichnen versteht. Wer den Blick mit Millet auf seine eigene Kindheit zuru¿cklenkt, wird in vielen der hier geschilderten Erfahrungen seine eigenen wiedererkennen und herausgefordert sein, sie besser zu verstehen.