In Zeiten der Pandemie
Roman
von Fatos Kongoli
Im Mittelpunkt des Buchs steht Thesar Lumi, der Antiheld, der bereits Protagonist in Kongolis packendem und beklemmendem Roman «Die albanische Braut» (1991)war.
Lumi ist inzwischen drei-?ßig Jahre älter, und die Existenz des «Verlorenen», wie der Roman von 1991 im Original heißt, ist nicht besser geworden. Kongoli schildert den Fortgang von Thesar Lumis Leben bis in die Gegenwart, bis in die aktuellen «Zeiten der Pandemie».
Neuerlich erweist sich Kongoli als Meister der scharfen, kühlen Beobachtung. Thesars Biografie wird zum Spiegel einer Entwicklung, die unter dem Unstern des Übernamens «Verlierer» steht. Und sie wird zum Spiegel einer gesellschaftlichen Entwicklung, die sich durch Korruption, Machtmissbrauch und Selbstherrlichkeit der politischen Kaste wenig von dem unterscheidet, was vom kommunistischen Albanien her in schmerzlicher Erinnerung bleibt.
Makaber abgerundet wird das Bild durch die neue Variante einer Isolation, die diesmal nicht ideologisch, sondern COVID-?begründet ist. Thesar nutzt sie, um seine Geschichte aufzuzeichnen, in deren Zentrum der Verlust seines kurzen familiären Glücks nach einer fatalen Wiederbegegnung mit der Jugendliebe Sonja steht, und er dokumentiert die Ungeheuerlichkeit der seelenlosen, durch korrupte Interessen gestützten Zerstörung eines ganzen Viertels.
Was in den beiden ?Thesar-Lumi-Romanen von Kongoli entsteht, ist ein packendes, realistisches und desillusionierendes Bild des Lebens in Albanien vor und nach dem Systemwechsel.