Im Spiegel des Vergessens
Roman
von Rytchëu, Juri
Nach einer langen Reise quer durch den Kontinent klopft der junge Tschuktsche Gemo naiv am Portal der Leningrader Universität an, weil er dort studieren will. Keiner ahnt, dass man diesen Jungen in einigen Jahren als ersten Schriftsteller seines Volkes feiern wird. Tastend geht er seinen Weg durch die sowjetische Nachkriegszeit, als Fremdling inmitten der europäischen Kultur und als Außenseiter in den Labyrinthen der offiziellen Kulturpolitik. Seine Herkunft und seine Vergangenheit lassen ihn jedoch nicht los. Wenn er nach Hause zurückkehrt, sucht er die Erinnerungen seiner Kindheit und die vertraute, alte Welt seines Volkes.
Auf rätselhafte Weise teilt er sein Schicksal mit Georgi Nesnamow, dem glücklosen Literaturredakteur eines Provinzblattes. Vor Jahrzehnten haben sich die Lebenswege der beiden für einen Augenblick gekreuzt. Nesnamow geht auf die Suche nach Gemo: Im Petersburg unserer Tage, in einer absurden und hektischen, ja hysterisch gewordenen Stadt, sucht er die Spuren seines Doppelgängers.
»Rytchëu entwirft beispielhaft und überaus anschaulich das Leben eines Intellektuellen in dem immer starrer werdenden Land.«