Ela
von Lüthen, Alexandra
Fatih und Ela sind »Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen«. In der Autowerkstatt, für die Fatih arbeitet, bezeichnet man ihn anders. Hier wird »unser Behinderter« genannt, wenn man sich erfolglos bemüht, politisch korrekt zu bleiben; »unser Mongo«, wenn man glaubt, unter sich zu sein. Elas Klassifizierung ist eine scheinbar freundlichere: Sie ist das »besondere Kind«, der behütete Schützling ihrer Eltern. Während Fatih ein weitreichend selbstbestimmtes Leben führt, lebt Ela wie ein seltener Vogel im Käfig ihres wohlhabenden Elternhauses. Doch auch Ela geht einem Beruf nach, der ihr eine kleine Freiheit und eine große Zufriedenheit verschafft. Sie illustriert Zeitungsartikel in einer Redaktion.
Auf ihrem morgendlichen Weg zur Arbeit lernen sich Ela und Fatih kennen und werden ein Liebespaar. Weil eine Liebesgeschichte für die beiden jedoch nicht vorgesehen ist und nicht nur argwöhnisch belächelt, sondern auch torpediert wird, bleibt den Liebenden nur die Flucht. Ihr Ziel: die Küste am Bosporus, 2198 Kilometer entfernt.
Die mit Preisen ausgezeichnete Autorin Alexandra Lüthen hat einen einfühlsamen Entwicklungsroman geschrieben - über die Kraft, Widerständen zu begegnen und den Mut, sich äußeren Zuschreibungen zu widersetzen. Wer vergessen hatte, wie schön es sein kann, auf dem Weg ans Meer zu sein, dem fällt es bei der Lektüre dieses Buches wieder ein.
Der Roman wurde von Mary Delaney realistisch illustriert und ist in »Einfacher Sprache« gehalten, um ein barrierefreies Lesen zu ermöglichen. Dabei ist es der Autorin gelungen, einen inklusiven Raum zu schaffen, in dem sich Menschen mit geringerem, aber auch mit großem Leseverständnis gleichermaßen zu Hause fühlen können.